Mittendrin
Westermann erleben
Christine Westermann in Kevelaer
Aufgekratzt. Angetörnt. Was benutzte sie da für Wörter.
Mittendrin. Drüberweg, das traf eher zu und vielleicht noch nicht über´s Ziel hinaus. Wer weiß das schon.
Sie liebte. Sich. Ihn. Und so manchen und manches. Heute hatte Alice sogar das Essen vergessen, ein Glas Wasser vorm zu Bett gehen saß noch drin.
Die Gedanken schwappten, wie der Kaffee aus der Tasse auf die Fliesen der Küche, der nun erstmal geputzt werden musste. Dafür hatte sie doch jetzt gerade keine Zeit. Ihre Gedanken quirlten. In ihr und womit sollte sie anfangen. Mittendrin.
Wo war überhaupt der Anfang. Aus Erzählungen wusste sie, dass eine Zange ihr in das Leben half. Sie lief und freute sich. Das war viel später. Sie freute sich auf ein Salino, oder hieß das: einen Salino? Egal, er schmeckte. Süß, irgendwie salzig, nach Meer sowieso. Früher musste sie sich mit weniger begnügen. Soviele Groschen hatte sie nicht. Ja, solange war das schon her.
Heute war es der Euro und der Zusammenhalt nicht besser, manchmal bis oft sogar schlechter. Gut war, dass Alice es liebte. Das Leben. Mittendrin.
Sie hatte die Westermann getroffen. So nannte sie sich selbst. Im Fernsehen und nun auch live. Alice dabei und mittendrin. Auf einer Kirchenbank. Wandelsinn leicht. Den Wunsch hatte sie ihr erfüllt. Federleicht schrieb sie in ihr Buch. Das ihre, was Alices war. Das sie gelesen hatte. In nur zwei Tagen. Das hatte Alice ihr gesagt. Und es war tatsächlich keine Gebrauchsanweisung, wie auch Christine es betont hatte. Alice wunderte sich nicht. Es war das Leben. Mittendrin. Mit Anfang. Und Ende. Mit Abschieden. Mit loslaufen. Mit loslassen. Mit Tod. Mit Leben. Mit ihm. Auf das sie klug wurden.
Sie saßen in der Jesus-Christus-Kirche und das Buch lag auf der Bibel. Das Buch von Christine Westermann: Manchmal ist es federleicht. Wenn sie daraus vorlas, nahm sie es hoch, nahm es in eine Hand und las. Federleicht. Die Autorin und das Publikum und Alice mittendrin.
Lauschten sie erlebtes Leben. Liebe war auch dabei. Der Mann, der sie geheiratet hatte, war nicht nur in ihrem Buch. Er war zusammen mit ihr gekommen. In einem Käfer, der ein Beatle war, mit einem Dach, wie Alice es genoß, mit ihrem unterwegs und auch mal oben ohne zu sein.
Aus Köln waren sie gekommen. Nach Kevelaer. Dass sie mal in Geldern gelesen hatte, daran konnte sie sich nicht mehr erinnern, die Westermann. Zu lange her, und es gab auch für sie sicher zu viele Mittendrins. Damit kannte Alice sich aus. Und wunderte sich nicht mehr. Über dies und das und dann doch wieder. Das Leben war ein Wunder. Wie die Natur, die Landschaft, die Tiere, die Pflanzen, die Menschen und soviel Meer. Das sie liebte. Alice.
© geertjens © wandelsinn
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