Der Wandel zwischen Beständigkeit und Veränderung
Sie packte ihre eineinhalb Sachen. July wollte nach Ingedanken im Mecklenburgischen. In Unterleuten war sie zwar gern, jedoch genoss sie die Einsamkeit, wenn sie sich ihr bot. So machte sie sich auf mit leichtem Gepäck. In eine Welt, die jedenfalls gefühlt nicht so realistisch gedacht war. Wo man nicht nur dem Nutzen oder irgendeinem Profit hinterherlief, wo andere Gesetze galten. Sie liebte die emotionale Welt, die aus dem Bauch dachte. Ein Kleinod war Ingedanken.
Angekommen. Sonnig. Durch die Bäume lugt sie über dem See, die helle Runde. Auf dem Hügel grasen die Schafe. Kurz nach Sieben. Gähn. Gut geschlafen und geträumt. Der Traum ist zum Greifen nah und doch vorbei. Die Helle wird dunkler und verschwindet hinter den Bäumen. Wolken. Die Wasseroberfläche verändert sich. Grün. So viele Farbnuancen. Der Mund öffnet sich abermals. Die Nacht. Doch zu kurz. Stille.
Wir suchen die Veränderung, obwohl wir die Beständigkeit lieben. Weil sie uns Sicherheit gibt. Das Neue oder Unbekannte möchten wir oft erst einmal testen, bevor wir uns darauf einlassen oder es annehmen. Einen Krieg, der diese Sicherheit und Beständigkeit sicher nicht hat, kann ich mir nicht vorstellen. Vorstellen vielleicht ein wenig mit allen seinen Ängsten, jedoch nicht wirklich. Die Beständigkeit, die wir hier fast selbstverständlich in Deutschland leben, ist ein Geschenk.
Auch hier in Deutschland gibt es Menschen, die um dieses Selbstverständnis, wie wir es empfinden, bangen.
Ich suche die Abwechslung im Tun neben den alltäglichen Dingen, die beständig erledigt sein wollen. Auch in den Ferien richte ich mich ein. In den Räumen, die zu unseren werden. Wenn alles an seinem Platz ist, wie ich es mir vorstelle, fühle ich mich wohl und es wird heimatlich, obwohl ich fern der Heimat bin.
An meinem Platz, um diesen herum, liegen einige Dinge griffbereit. Das Buch, in dem ich lese, liegt gerade aufgeklappt mit den Seiten sechsundneunzig und siebenundneunzig. Schreib- und Zeichenutensilien, die meisten ordentlich in ihren dafür vorgesehenen Behältnissen, umgeben den Sitzplatz am Fenster.
Immer mal wieder lugt die Sonne und winkt. Gerade meldet sich das Smartphone mit zwei Tönen. Ich kenne die verschiedenen Töne nicht, kann sie meistens nicht zuordnen. Gleich werde ich hier doch ein wenig ordnen, zu viele Sachen liegen herum. Eine gewisse Anordnung der Dinge drückt die Beständigkeit aus, die ich suche. Auch wenn ich die Bewegung liebe. Das, was wir nicht kennen. Unbekanntes. Neues. Schönes. Entdeckungen. In den Ferien. Die andere Umgebung. Anderes umgibt mich. Anderes Essen. Wanderungen. Mehr Zeit. Muße. Keine Verpflichtungen. Die Pflichten zu Hause gelassen. Ich lasse los. Ich lasse geschehen. Ich gehe zum Steg. Der See lockt auch ohne Sonnenschein.
© geertjens
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