Literarischer Salon
Inge Giesen
im Gelderland am Niederrhein
Sie staunt, sieht und hört. Der Raum strahlt und summt. Es hallt von den Wänden. Herzlich willkommen. Ah, du bist auch da, wie schön. Sie lachen sich an und freuen sich zu sehen. Die Andere.
Das ist wie ein Himmelstreif am Horizont. Frühmorgens geht sie hinaus, um ihn näher zu betrachten. Er scheint eine besondere Ausstrahlungskraft zu haben. Sie hebt den Kopf, der Blick geht in den Garten, hoch zum Himmel. Sie erhebt sich und verlässt ihren Schreibtisch. Der Kniestuhl wippt hin und her, während sie die Terrassentür aufschiebt. Und da sieht sie es, dieses besondere Licht. Sie wird still und dankbar. Der Himmelstreif kreuzt einen Streifen, der von unten kommt. Oder kommt er von oben? Diese orangene Farbe, diese leuchtenden Streifen sind etwas Besonderes für ihre Augen. Augenblick.
Augenblicke. Besondere Zeit.
Es gibt doch immer auch etwas anderers. Anders, als mühevolle Auseinandersetzungen, wo die Menschen an einem Tisch sitzen und doch nicht die gleiche Sprache sprechen. Hier lacht ihr heute Morgen der Winter ins Gesicht, so wie gestern ihr Gegenüber. Hier ist es der Rauhreif, der auf den Dächern funkelt, der die Sträucher und Bäume, den Rasen, die Gewächse in den Töpfen auf der Terrasse bedeckt und sie zu einem kleinen Wintermärchen machen. Dort am Tisch verbindet der Winter auf eine fast unbeschreibliche Weise, keine Legende, doch legendär. Seelenverwandtschaften, die zur Verwandtschaft werden. Die Kinderherzen zum Lachen bringen.
Auch im Salon ist es anders. Hier sitzen sie an einem liebevoll gedeckten Tisch, auf dem kleine, rosarote Blümchen in kleinen Töpfchen ihren Platz gefunden haben, die vom Winter in den Frühling begleiten wollen. Die Salonniéren. Für jede ein kleines Ensemble im Topf. Es wird still und es ist wie wirklich Ankommen, wenn sie die bekannte Stimme hört, die den Abend mit einer kleiner Einführung beginnt. Immer wieder anders. Vielfältig in ihrer Art. Vielfalt. Etwas aus einem Buch. Lose Blätter, abgelichtet. Damit sie zu einem Licht werden in dieser Runde. Oder auch mal ein Zeitungsartikel oder Sätze daraus, die neue Erkenntnisse bereit halten, bestätigen oder staunen lassen.
Hier am Schreibtisch hört sie noch etwas anderes, sieht Richtung Küche. Eine Dampfwolke. Milch. Das zweite Mal schon, dass ihr dies passiert. Wenn sie die Tasten zu Buchstaben auf dem Bildschirm des Laptops fixiert, die zu Wörtern, Worten, Sätzen werden. Oder wenn der Bleistift auf dem Blatt Papier tanzt, vergisst sie alles und ist in ihrer Welt, die sie nachlebt. Überdenkt. Freudig zurückblickt. Manchmal tun sich Kümmernisse auf, die müssen auch
auf´s Blatt. Auch hier lebt und denkt und lacht sie.
Im Salon
Sie hören: das Lachen ist es, ein Lächeln für ein Gegenüber, erhellt unsere Welt. Sie wissen es alle und doch ist es schön, dies noch einmal zu hören, von einer, die dieses vorliest.
Und so geht es weiter in dieser beschaulichen Runde. Sie hören, sehen und staunen. Die Bücher, die vorgestellt werden, gleiten durch die Hände der Salonniéren. Hier lebt das Buch.
Auch in Hörbüchern spiegeln sie sich wider. Oder sie finden einen Platz in dem neuen Bücherschrank in Geldern, deren Patenschaft der örtliche Kneippverein übernommen hat und von einer Salonniére leidenschaftlich betreut wird. Sie erzählt, wie stark frequentiert dieser Schrank ist. Es ist ein Kommen und ein Gehen. Kaum haben die Bücher ihren neuen Standort gefunden, sind sie auch schon wieder unterwegs.
Genau wie sie. Die Zeit schon wieder vorbei, fährt sie nach Hause, das Herz voll, ein Lächeln auf dem Gesicht. Und dankbar für diese gute Zeit, die sie hier erlebt, erhört. In strahlende Gesichter schaut, die zwar auch nachdenkliche oder sogar entsetzte Minen zeigen, je nach Text und Aussagen; aber dies gehört dazu. So ist das hier in dieser Welt. Und der Zeitgeist, Vergangenes bestimmen hier für einen Abend die Zeit in diesem wunderbaren Salon. Und die Bücher. Die uns Atem schenken. Herzogin Maria von Geldern ist auch dabei. © geertjens
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