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Ich schreibe

Ich schreibe, also bin ich

 

Zu einigen Dingen, die mir wichtig sind, gehört das Schreiben. Die Tätigkeit, aber auch damit die Möglichkeit, mich zu äußern zu mir wichtigen Themen. Äußern ist in diesem Zusammenhang ein geradezu sehr schönes Wort. Meine Innensicht der Außenwelt mitzuteilen. Die Außensicht wahrzunehmen, sie nicht klug zu beurteilen oder gar zu verurteilen, sondern zu versuchen sie mit meiner Sicht zu vergleichen. Und die verschiedenen Sichtweisen zu einer guten Richtungsweisung zu bringen. Für mich. Oder auch für Andere, die sich für meine Themen interessieren.

So schreibe ich gerne, um mir über ein Thema, das mich beschäftigt, Klarheit zu verschaffen. Wenn ich kleine Geschichten auf den Weg bringe, die mir einfach nur Spaß machten, sie zu schreiben, ist das wie ein Bonus, den ich schätze. Ein Notizbuch oder eine Schreibkladde habe ich immer bei mir. Einen Stift sowieso. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals anders war.

Nach einem Strandgang entlang der Wasserkante, wohlige Wärme. Gleich eine warme Schokolade,

draußen sorgte der Wind für zusätzliche Frische.

Wo? Natürlich auf Amrum ;-)

 

Am liebsten beginne ich einen Text mit einem Bleistift in der Hand. Anders ist das bei Pressemitteilungen oder Pressegesprächen. Dafür klappe ich sofort meinen Laptop auf. Bei Berichten für die Presse ist es mal so oder so. Immer wieder merke ich, wenn ich meine mit Hand geschriebenen Fragmente in den Laptop tippe, der Text sich noch mal stark verändert. Andere Formulierungen, ganze Absätze lasse ich weg. Sie dienten nur der Orientierung.

 

Schon als Kind kratzte ich gerne mit meinem Griffel über die Schiefertafel, die es in der Schule zu Beginn noch für kurze Zeit gab. Auf meine aneinander gereihten Spazierstöcke war ich stolz. Meine kleine Zunge zeichnete diese angehenden Buchstaben mit. Es war fast Schwerstarbeit, mir diese Angewohnheit abzugewöhnen.

 

Später schrieb ich gerne, um etwas, was ich im Unterricht nicht verstand, in Schriftform zu bringen. Das funktionierte. Mein Hirn freute sich, mein Herz erst recht. So war es dann wohl auch später mit einem Tagebuch, das ich begann, zu füllen. Verarbeitung von schwierigen Situationen, die ich als Pubertierende nicht gut bewältigte. Das half mir. Wie ein Pizzabäcker formte ich den Teig, warf ihn hin und her, bis er für den Belag zu gebrauchen war. Auch schöne Sachen schrieb ich auf. Mein Tagebuch von damals steht in meinem Bücherregal. Vor kurzem wollte ich es aufschlagen und bemerkte, dass es verschlossen ist. Ich werde mal nach dem dazugehörigen Schlüssel schauen. Die Pubertätsphase überwunden, vergaß ich mein Tagebuch erstmal. Mein Leben brummte und war inhaltlich voll: mit vielen schönen Erlebnissen oder einfach nur mit dem sogenannten Stress.

Allerdings schrieb und schreibe ich immer auch über das Unterwegssein. In den Ferien, im Urlaub, auf Reisen. Bilder genügten mir nie, um meine Erinnerungen zu bewahren.

 

Wichtig wurde mir das Tagebuchschreiben erst wieder, als es mir nicht gut ging. Es hatte mich erwischt. Heftiges Mobbing ist nicht wirklich gut alleine zu bewältigen. Als ich diese Zeit dann doch überstanden hatte, benutzte ich das Schreiben für meine Reflexion und Verarbeitung der Sache. Einige Hefte füllten sich. Auch Gedichte entstanden vermehrt in solchen Zeiten. Oder wenn ich unerwartet plötzlich mehr Zeit hatte. Nach einem Oberschenkelbruch wurde ich ausgebremst, konnte ich nicht mehr laufen. Ich hatte bis zu dieser Zeit an Wettkämpfen teilgenommen, z.B. beim Halbmarathon, mehrere und war sogar zweimal als Marathonin  unterwegs. Trainingspläne, die ich führte und dokumentierte, meine Befindlichkeiten notierte, gab es dann. Das gehörte bei den erforderlichen Trainingseinheiten unbedingt dazu! Auch bei einigen Triathlonwettkämpfen hatte ich Freude, obwohl es kleine Herausforderungen waren. Ich belegte sogar einmal einen ersten Platz in meiner Altersklasse. All dies war erstmal vorbei und der Weg mühselig, überhaupt wieder laufen zu können. Jetzt läuft es wieder... Die Wettkämpfe sind weniger geworden und die Länge hat abgenommen. Aber ich laufe! Und schreibe weniger Gedichte ;-)

 

Ich berichtete schon immer gerne über dies und das. So über ein Volk am Orinoco. Da ging ich noch zur Schule. Gerne schreibe ich auch essayistisch. An fiktiven Geschichten übe ich mich noch. Manchmal bin ich zufrieden. Das Wandeln zwischen Berichten und dem kreativen Schreiben, das eine gewisse Flexibilität erfordert, ist wie ein neues Gericht zu kreieren. Ich probiere gerne neue Rezepte beim Kochen aus. Oder lasse auch einfach meine Fantasie als Chef de Cuisine walten. Aus der Vielfalt schöpfen.....

In einem Schreibcafé treffe ich mich regelmäßig in Düsseldorf. Zur Zeit wollen wir ein gemeinsames Projekt auf den Weg bringen. Verschiedene Menschen leben in einem großen Mietshaus. Begegnen sich oder auch nicht gerne. Da tun sich Abgründe auf. Interessanter Stoff. Die Geschichten entstehen wie durch Zauberhand und greifen ineinander.

 

So bin ich schreibend auf dem Weg und kann mir heute kaum vorstellen, ohne diese Tätigkeit unterwegs zu sein. Das gilt auch für das Lesen von Büchern. Meine Lesereise begann schon sehr früh und geht weiter. Ich vertiefe mich in ein Buch und tauche ab in ein Meer voller bunt schillernder Fische, wie ich es auf Mauritius erlebte. Soviel Schönheit im Wasser. Und manches Buch so wundervoll. Auch Bücher, die mich vermeintlich klüger machen, können mich aus meiner realen Welt in andere Sphären entführen. Mich auch selbst zu lesen, oder zu erfahren, dass es die Leser*innen gerne lasen oder hörten, was ich zu Papier brachte, macht mich dankbar.

 

Gerade erreicht mich eine Resonanz auf eine meiner Geschichten: "Schöne gefühlvolle Geschichte. Die Emotionen sind für mich greifbar nah. Ich mag deine Erzählungen."

Lesen oder selbst zu schreiben gibt mir Ruhe und Kraft. Es ist wie eine Achtsamkeitsübung. So hole ich mir mein persönliches Glück auch durch mein Schreiben. Menschen damit zu erreichen, ihnen vielleicht etwas Glück abzugeben, selbst wenn ich davon nichts weiß,  lässt meinen kleinen Motor nicht abkühlen. Meine Liebe zum Schreiben lebe ich immer mehr, weil ich mehr Zeit habe. Einige Schreibaufträge habe ich, dass ich mein privates Schreiben sogar vernachlässige. Jedoch fasziniert mich auch hier die Vielfalt meiner Aufträge. Auch kleine Rollenspiele oder Gebete, die ich verfasse, bereiten mir genau so viel Freude, wie einfach nur darüber zu berichten, wie unsere Jugendlichen in unserer Kirchengemeinde unterwegs sind.    

© geertjens

 

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