Niederrhein
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SAMSTAG, 16. JUNI 2018
Geertje Wallasch auf Leserreportertour
Grenzlandwochen lockten die Geldererin nach Nimwegen und Wijchen
Wenn Leser zu Zeitreisenden werden
Die Grenzlandwochen locken nach Nimwegen und Wijchen/
Insgesamt gibt es 200 Ausstellungen, Führungen, Konzerte und spezielle Touren
Ich hatte mich für eine Leserreportertour im Rahmen der Grenzlandwochen beworben und schon war ich mittendrin: Nimwegen und Wijchen entdecken – geschenkte Zeit.
Dass man in Nimwegen gut als „Fietser“ unterwegs ist, merkte ich während meines Aufenthalts deutlich. Überall gibt es Möglichkeiten, ein Fahrrad an extra dafür errichteten Stationen abzustellen.
Das wünsche ich mir auch für meine Heimatstadt Geldern. Für mich ging es aber zu Fuß durch die Stadt. Am Museum Het Valkhof nahe dem gleichnamigen Park traf ich meinen Guide Michiel van Zoest.
Gemeinsam entdeckten wir die verborgenen (Stadt-)Grenzen. Bei der Wanderung wurde mir nochmal klar, wie eng verbunden unsere Geschichte und die unserer Nachbarn ist.
Leserreporterin Geertje Wallasch
war unterwegs in Nijmegen
„Wenn ich mal groß bin, fahre ich nach Nimwegen und wohne da“, verkündete Michiel einst, als er wieder mal mit seinen Eltern von Groningen nach Nimwegen fuhr, um seine Oma zu besuchen. Er liebt
diesen Ort seit seiner Kindheit und heute lebt er tatsächlich hier. Nach meinem Aufenthalt in der Stadt kann ich ihn verstehen. Vor meiner kleinen Grenzlandwochen-Reise erinnerte ich mich an
einen Besuch der Stadt vor einigen Jahren: Ich hatte den Marktplatz mit seinen bunten Häusern und „der Waage“ vor Augen. Jetzt weiß ich: die Stadt bietet mehr.
Nach dem Rundgang mit Michiel setzte ich mich in den schönen Biergarten der Brauerei De Hemel und genoss eine leckere Mahlzeit, natürlich mit Frietjes. Der freundliche junge Kellner Tobias
erzählte mir etwas über die Geschichte des Hauses, das früher ein Kloster war.
Anschließend checkte ich in das kleine Hotel Prikkels an der Houtstraat ein. Das
Lieblingszimmer der Geschäftsführerin Susanne wurde auch zu meinem. Ein gemütlicher Fenstersitzplatz ließ mich fast vergessen, dass ich mehr von der Stadt sehen wollte. Doch das herrliche
Sommerwetter Ende Mai lud dazu ein, weiter in der Stadt unterwegs zu sein.
Ich machte mich auf den Weg zur Ausstellung „Vier Kirchen. Eine Geschichte“, die im Rahmen der Grenzlandwochen in der Stevenskerk stattfindet. Nimwegen, Zutphen, Arnheim und Roermond waren die
Hauptstädte des Herzogtums Gelderland, das vor ungefähr sechshundert Jahren eines der wichtigsten Länder Westeuropas war. Die geldrischen Fürsten regierten zu Anfang nur rund um die deutschen
Städte Wassenberg und Geldern. Den Namen ihres Adelsgeschlechts leiteten sie von dem Namen ihrer Burg „Gelre“ ab. Und hier begegnete ich auch wieder der uns Geldernern bekannten Legende des
Drachens Gelre, dem wir auf unserem Marktplatz ein Denkmal setzten. Da war sie wieder: die gemeinsame Geschichte, die uns verbindet.
Den Abend dieses wunderbaren Tages ließ ich mit Blick auf die Waal und die vorbei gleitenden Schiffe ausklingen. Ich saß auf der Terrasse des Restaurants De Gelagkamer, das am Ufer der Waal
liegt. Dort genoss ich ein leckeres Drei-Gänge-Menü und den Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen wartete in meinem kleinen, bezaubernden Hotel ein sehr leckeres Frühstück, das vor meinen Augen frisch zubereitet und auf einem Holzbrett serviert wurde.
Fast fiel es mir schwer, die lieb gewonnene Stadt zu verlassen. Ich komme wieder! Nun sollte es aber nach Wijchen gehen. Das kleine Städtchen liegt eine halbe Stunde Fahrtzeit südwestlich von
Nimwegen. Auf dem Weg zu meinem Wagen nutzte ich noch die Gelegenheit, in den Hutladen in der Nähe meines Hotels zu gehen. Der dort erstandene Hut wird mich immer an die Leserreportertour
erinnern.
Nach einem leckeren Mittagessen im Bistro Thuis bij Fien, in dem ich mich tatsächlich wie zuhause fühlen durfte, besuchte ich das fußläufig entfernte Museum-Schloss Wijchen. Hier findet
anlässlich des Fundes von Resten einer römischen Villa die Ausstellung „Wächter des Nordens. Römer in Wijchen“ statt. Sie stellt die Frage, für wen diese Villa gebaut wurde und was die
Ausgrabungen uns über die Grenzen zwischen der römischen und der batavischen Kultur erzählen können.
Gehört, gesehen, erlebt habe ich viel während meiner zweitägigen Tour in unserem Grenzland. Diese kleine Reise werde ich so schnell nicht vergessen – und ich werde ganz gewiss zu einer
Wiederholungstäterin. Geertje Wallasch
Die Grenzlandwochen finden noch bis zum 22. Juli statt. Im Mittelpunkt stehen vier Themen,
die sich wie ein roter Faden durch die unterschiedlichen Veranstaltungen ziehen: Grenzen in
der Landschaft, Grenzen, die verbinden, große Grenzgeschichten des Gelderlands und
Grenzen zwischen Menschen. Einen Programm-Überblick bietet die deutschsprachige
Webseite www.grenzlandwochen.de.
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