Besondere Sternminuten
Advent kommt mir entgegen. Schon bin ich mittendrin. Keinen Schritt muss ich gehen. Er ist da und jedes Jahr. Hat Verheißung im Gepäck.
Nikolaustag. Eine Stunde geschenkte Zeit. Was fange ich damit an? Sechzig Minuten.
Ich gehe durch das kleine Wäldchen. Die Luft ist klar und verspricht etwas. Nach dem Waldboden, auf dem ich wie auf einem dicken Teppich gehe, sind meine Schritte auf den Holzlatten, die den Bohlenweg bilden, deutlich zu hören. Er schlängelt sich durch die Heide, das Grün unterstützt die violette Blässe und die bräunlichen Spitzen, um immer noch eine Augenweide zu sein. Dann Strandhafer. Die Luft schmeckt salziger. Ich springe in den Sand, als der Bohlenweg endet.
Kindheitserinnerungen. Sandkasten. So einen sauberen gut gefüllten hätte ich mir gewünscht in der Wohngegend meiner Kindheit. Mühseliger wird der Gang, doch ich werde schneller, bis der Blick frei ist. Strand so weit die Augen sehen. Das Meer. Der Himmel. Vereint zum Horizont. Weite stillt die Sehnsucht und macht frei. Noch höre ich den Wellengang nur in stiller Monotonie. Die Wanderdünen fangen das Meeresrauschen auf und dämpfen den Laut des Wellenschlags an der Wasserkante.
Jetzt habe ich sie erreicht und gehe Richtung Süden. Schaue mich immer wieder um. Der Leuchtturm winkt. So oft bin ich hier schon gegangen. Mein Blick geht nach vorn und zurück. Diese Weite, der breite Strand auf dieser Insel im Norden. So oft wie ich dort bin, muss ich doch immer wieder schauen und ermessen, ob mein Blick mich nicht trügt.
Erst dann gehen meine Blicke auch zum Boden, dem Kniepsand. Vielleicht gibt es dort etwas zu entdecken. Muscheln, kleine Krebse, die es nicht mehr zurück ins Wasser geschafft haben. Delle, Engelflügel, Hühnergötter. Sternminuten. Kurzweil. Langeweile.
Der Wind, der die Schaumflocken über den Kniep treibt, hat mich ordentlich durchgepustet. Kalt ist mir nicht, Mütze und Halstuch machen meine Kleidung, die mich wärmt, komplett. Im Strandhäuschen, dass ich erreiche, brauche ich sie nicht mehr. Auch Pullover und Jacke liegen nun neben mir auf dem Stuhl. Ich freue mich auf eine warme Tasse Schokolade. Der erste Schluck. Köstlich. Vorbei. Die Stunde schon verstrichen. Die Wahl war richtig. Sternminuten am Kniep.
© geertjens
Geertje Jürgens-Wallasch
Auch in diesem Jahr war ich dort,
an diesem für mich besonderen Ort.
Es war ungewiss in dieser Zeit, die wir gerade erleben. Doch es durfte sein. Und so surreal sich manchmal die Pandemie oder der damit verbundene Lockdown anfühlen, so fühlte sich das Glück auf der Insel auch zeitweise nicht wirklich an. Doch sie wirkte, die immer wieder besondere Zeit auf dieser nordfriesischen Insel.
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