Bunte Farbenklänge
Unbeschreibliches Erleben
Und ich schrieb doch. Fürs KB (Kevelaerer Blatt) und für mich.
Gut besetzt wie wohl länger nicht war das Kirchenschiff am Freitag, 25. März. Fünf Besucher*innen durften in einer Reihe sitzen, Maskenpflicht war angesagt, doch das machte nichts. Augen und Ohren wurden gut bedacht an diesem Abend.
Die Wallfahrtsstadt und die Pfarr- und Wallfahrtsgemeinde St. Marin hatten zu dieser spirituellen, musikalischen Lesung mit dem Organisten Elmar Lehnen, dem Pastoralreferenten Dr. Bastian Rütten und der Sängerin Kerstin Brix in die Marienbasilika eingeladen.
Bevor es losging, erfreuten die Farben, die Ornamente, die Verzierungen der Pfeiler und Säulen der Basilika in anderen Farben als sonst.
Verena Rohde, Leiterin des Kevelaer Marketing, begrüßte die Menschen im Kirchenschiff: „Lange mussten wir verzichten, deshalb sind wir besonders froh, dass diese Veranstaltung nun stattfinden darf.“ Im letzten Jahr habe sie ja leider ausfallen müssen, ergänzte sie und weiter: „So viele haben mitgeholfen, damit es alles funktionieren kann, was wir uns vorgenommen haben.“ Sie bedankte sich bei Alina Peters sowie bei allen Mitarbeiter*innen und besonders auch bei dem Bühnenhausteam für ihren unermüdlichen und kompetenten Einsatz.
Auch Bastian Rütten war die Freude anzumerken bei seiner Begrüßung. Genau wie der Organist Elmar Lehnen und die Sängerin Kerstin Brix sei er von der Empore zu hören gleich. „Brunnenmomente haben Anziehungskräfte“, erläuterte Rütten. „Was am Brunnen geschieht, unterbricht.“ Alles zusammen an diesem Abend möchte voller Leben sein, die Klänge, die Geschichten. Nicht die Baugeschichten der verschiedenen Brunnen, führte er weiter aus. Den Besucher*innen versprach er eine Brunnenhausaufgabe. Ihre Brunnenerfahrungen, ihre alltäglichen Brunnen hier oder an jedem Brunnen der Welt, andere Orte, wo geliebt und gestritten, getröstet würde. An den Brunnen, wo Energie fließe, Brunnen, wo Frieden möglich gewesen sei.
Heute Abend seien die Menschen eingeladen mitzudenken. Ruhe wolle der Abend schenken und Inspiration, Eindrücke für alle Sinne, nicht nur der Ort, Erkenntnisse für die Herzen zum Weiterdenken. „Eine gute andächtige Brunnenzeit“, wünschte Rütten, ging und dann liefen schon Bilder über die Leinwand in vielfältigen Farben, Klänge füllten den Raum, Bilder der verschiedenen Brunnen der Stadt, der Orgelklang gewaltig. Die Bilder wiederholten sich, die Klänge wurden leichter, leise beschwingt. Lichtpunkte flirrten über die Balistraden, das Gewölbe wechselte die Farben.
Die Stimme Rüttens mischte sich ein mit lebendigen Orten in der Bibel. Rebekka, Jakob gab er seine Stimme. Der Dichterin Gioconda Bella: Bitte. Umhülle mich mit Freude, Traurigkeit ist mir zu weit. Mich wiegen in den Wind. Kleide mich in Liebe, denn ich bin nackt. Rüttens Stimme nahm die Menschen mit. Die Sängerin untermalte mit ihrer Stimme, begleitete, riss aus in höhere Sphären, umhüllte Rede und Spiel.
Rütten erzählte von einem Kind, das gestürzt war auf seine Knie, von seiner Mutter getröstet ward. Am Brunnen. Die Welt steht still am Brunnen, hörte man die Stimme sagen, die erzählte und die Menschen mitnahm so wunderbar. Immer weiter zuhören der Rede, den Klängen, der Sängerin Gesang mystisch fast, nicht greifbar. Der Orgel Klang leise und doch eindringlich. Nach dem letzten Satz übernahm der Organist in seinen Ausführungen das Geschehen, das unbeschreiblich ist, den Atem nimmt. Der Gesang setzte wieder ein, als wolle er einen Streit imitieren.
Hermann van Veen wurde rezitiert von Rütten. Der Gesang der "Seelensängerin" Kerstin Blix griff die Stimmung auf als wolle sie sie unterstreichen. Der Organist Lehnen brachte Dramatik in sein Spiel, ließ durch seine Musik Bilder entstehen, als sei alles zusammen zu einem großen Theater inszeniert. Glockenklänge spielten mit.
Märchen werden erzählt, der Froschkönig spielt mit hier und jetzt. Die Protagonisten des Märchens werden durch Rütten lebendig vertont, als seien sie alle hier mitten im Kirchenschiff. Mut gehöre dazu, den Frosch an die Wand zu werfen. Am Brunnen werde Energie freigesetzt. Zweckfrei seien Brunnenmomente. Zweckfrei, aber nicht nutzlos, hörte man der Stimme von der Empore weiter zu. „Sozusagen grundlos vergnügt“ von Mascha Kaleko. „Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen...“ sehr passend das Gedicht zum Thema, zum Abend in der besonders illuminierten Basilika. Die Orgel klingt, als ließe sie Wasser laufen an langen Kaskaden klangvoll. Bertold Brecht mit den Bitten der Kinder durften die Menschen hören: „Die Häuser sollen nicht brennen. Bomber sollt man nicht kennen.“
Worte, die in diese Zeit passen. Die Bässe der Orgel sind nun dominierend, anschließend wieder ertönen Glockenklänge. Alles ist so gegenwärtig, nicht immer in der Vergangenheit zu berichten. Es wirkte nach. Stille. Dann erst Applaus. „Wie war es?“ Stille. „Bewegend“ - „Gewaltig. Ganz ohne Gewalt.“ Mehr Worte bedurfte es nicht.
Geertje Wallasch
Bildnachweis (gee)
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