Fliegenpilz
Ein Männlein steht im Walde
ist eins der zahlreichen volkstümlichen Kinderlieder von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben.
Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um.
Sag wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein.
Mit dem purpurroten Mäntelein.
Das Männlein steht im Walde auf einem Bein
Und hat auf seinem Haupte schwarz Käpplein klein,
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?
Es ist die Hagebutte
Das Lied gehört zur Gruppe der Rätsellieder. Erst einige Jahre später ergänzt der Dichter in einer weiteren Strophe die korrekte Lösung, die nach seinem Willen nur gesprochen wird.
Das Männlein dort auf einem Bein
Mit seinem roten Mäntelein
Und seinem schwarzen Käppelein
Kann nur die Hagebutte sein.
Der Musikwissenschaftler Hans-Josef Irmen stellt dar, dass das Lied auch irreführende Hinweise enthält, die den Fliegenpilz als (falsche) Lösung nahelegen. Die Hagebutte wächst nicht im Wald allein, sondern zumindest am Waldesrand, 'am Rain', und ihre Früchte stehen zahlreich beisammen.
Das Lied folgt einer Volksweise, die seit etwa 1800 bekannt ist, und für die in manchen Liederbüchern der Niederrhein als Herkunft angegeben wird.
Erst durch die Aufnahme des Liedes 1893 in die Märchenoper Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck erlangte es volksliedhafte Beliebtheit.
Rätsel, die die Hagebutte als Lösung haben, haben eine lange, bis in die frühe Neuzeit zurückreichende Tradition.
Habt ihr das Lied auch als Kinder gesungen? Ich liebte es. Bei dem schönen Bild vom Fliegenpilz, den wir unterwegs im Wald trafen, fiel mir sofort das Lied ein. Ich dachte dabei nicht an die Hagebutte. Erst als ich recherchierte, erhielt ich die Ausführungen, die ich euch nicht vorenthalten wollte.